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Schröpfen

nach TCM

Unter Schröpfen versteht man die Erzeugung eines regional begrenzten Vakuums mittels eines Gefäßes (Schröpfgläser, Kupfergefäße, Bambusrohre, Tierhörner,…) auf bestimmten Bereichen der Körperoberfläche. Schröpfen ist eine naturmedizinische Anwendung, die in vielen Kulturen (antikes Ägypten, Griechenland, Indien, China,…) Verwendung fand und findet. In der TCM wird das Schröpfen allerdings nicht willkürlich auf den zB schmerzenden Körperarealen eingesetzt (dies wäre eine typische naturmed. Anwendung), sondern folgt der entsprechenden TCM-Diagnostik (innere Syndrome/Disharmonien, Akupunkturpunkte, …). Ebenso findet Schröpfen nach TCM  keine Verwendung bei sog. „Leere-Zuständen“ (konstitutionelle Schwäche, chronische Erkrankung, Altersschwäche, Lebenswandel/Erschöpfung,…), da Schröpfen ein ausleitendes Verfahren darstellt.

Das Vakuum in den Schröpfgläsern kann mit unterschiedlichen Methoden hergestellt werden, zB. mittels Feuer (ein in Alkohol getränkter Zellstoff/Wattebausch wird angezündet, kurz ins Schröpfglas geführt, schnell entfernt und rasch auf der Haut aufgesetzt – es ist dabei keine/kaum Wärme auf der Haut spürbar. Eine einfachere Schröpfmethode stellen Schröpfgläser mittels Vakuumpumpe oder Schröpfgläser mit Saugball dar.

Eine weitere, sehr effziente Form des Schröpfens stellt das „bewegte Schröpfen“ oder die „Schröpfmassage“ dar, welche zusätzlich zu den im weiteren Text beschriebenen Wirkungen auch einen ausgeprägten entspannenden und entgiftenden Effekt auf die Muskulatur bzw. den gesamten Körper hat. Bei dieser Technik wird ein Saugglas mittels langsam, streichenden Bewegungen über das zu behandelnde Körper-Areal gezogen.

 

[1] Wirkprinzip nach westlicher Vorstellung

  • Die Stoffwechselleistung der Zelle wird aktiviert, die Mikrozirkulation von Blut und Lymphe verbessert, ein lokaler reaktiver pathologischer Lymphstau drainiert (entwässert) und der Tonus (Spannung) der darunterliegenden Muskulatur reduziert
  • Das Vakuum saugt Haut und darunterliegende Strukturen an und führt so zur Dehnung des Bindegewebes (Faszien) und der Zellen, Reizung der Neveneendigungen und lokalen Durchblutungsanregung
  • Über kutiviszerale Reflexbahnen kann eine Wirkung auf erkrankte Organe erzielt werden (Forschungsarbeiten von Head [1898] und McKenzie [1917])
  • Immunstimulierende und analgetische Wirkung

 

Wirkprinzip nach TCM

  • Über die spezifische Reizung des Akupunkturpunkts wird Einfluss auf innere, energetische Organsysteme (ZangFu) und Funktionskreise genommen
  • Entlastet lokale Fülle-Syndrome (meist akute Anhäufung von Substanzen wie Qi, Xue – Blut, Hitze/Kälte, Feuchtigkeit/Schleim), die sich zB. durch Missempfindungen/Schwellungen/Rötungen bemerkbar machen
  • Äußere pathogene Faktoren [LiuYin], va. Wind (zB. bei Erkältungen), werden aus dem Körper geleitet

Einsatzgebiete

  • Bewegungsapparat: drucksensitive Gelosen und Muskelhartspann; Disharmonien nach ausgeheilten Verletzungen entweder mit Qi- oder Blutstagnation oder mit Obstruktionssyndrom (Bi-Syndrom); drucksensitive Myogelosen der Paravertrebralmuskulatur, Wirbelsäule und Schulter
  • Erkältungen (oft durch pathogenen Faktor [LiuYin] Wind verursacht)
  • Parästhesien (anomale Körperempfindungen)
  • Beschwerden aufgrund von Disharmonien der ZangFu (chin. energetisches Organsystem)

Als übliche Nebenwirkung des Schröpfens treten Einblutungen ins Gewebe (sog. „Petechien“) und damit deutlich sichtbare Hämatome (werden im Verlauf von einigen Tagen resobiert) auf.

[1] Focks C., Leitfaden chinesische Medizin, Elsevier, 6. Auflage, 2010